Mein Take hierzu:
Natürlich ist Mannheim schlimmer, einfach, weil es dort einen Toten und mehrere Verletzte gab. Und das ist das gefährliche, was Kubicki (den ich trotz seiner oft schwer erträglichen Entgleisungen irgendwie immernoch versuche zu mögen) da tut: er relativiert und vergleicht Dinge, die nicht verglichen gehören. Demnach wäre es auch okay, ein Asylantenheim anzuzünden, weil es gab ja den 11. September. Ja, das ist zynisch und polemisch, genau das, was so eine Aussage wie die von Kubicki im Endeffekt bewirkt.
Beobachtung korrekt, Schlussfolgerung katastrophal. Denn die Konsequenz ist anscheinend die Wahl derer, die genau daran schuld sind.
Das ist dem Wähler ja egal. Viele Leute wollen halt einfache Antworten(die sind die Bösen, daran liegt es, Personengruppe A ist alleinverantwortlich). Das einfache Antworten aber oft auch einfach scheiße sind sehen die nicht. Die AfD(bzw andere Populistische Parteien) haben es verstanden, das Bedürfnis nach so einfachen Antworten zu befriedigen. Mit verschiedensten Populistischen Mitteln schafft man es einfache Antworten Medienwirksam unters Volk zu bringen und damit all jene abzuholen welche genau solche einfache Antworten haben wollen. Dass die Parteien oft selber Schuld an den angesprochenen “Problemen” sind erzählen die aber nicht. Zudem ist es so, dass Populistische Aussagen immer mehr Reichweite erzeugen als die Fakten.
Das ist noch so ein Punkt, der mich ärgert. Links will immer fair spielen, bloß nicht als zu extrem wahrgenommen werden, immer betont seriös.
Warum kann man auf Lindners Spardiktate nicht einfach mal mit der Frage kontern, warum der Finanzminister nicht mehr Steuerfahnder einstellt und lieber reiche Steuerhinterzieher schützt?
Warum kann man Merz, wenn er was von Brandmauer quatscht, nicht mal einfach fragen, wo die Parteiausschlussverfahren gegen seine Thüringer Parteifreunde bleiben? Oder ob er bei 2,7 Mio Arbeitslosen vs < 1 Mio sofort verfügbaren Stellen eigentlich in der ersten Klasse bei den Grundrechenarten gefehlt hat, wenn er meint, die faulen Verweigerer wären irgendwie unser Problem?
Ich mag es ja auch nicht, aber wenn man verkürzte Stammtischparolen braucht, um bei den Leuten anzukommen, dann gebt ihnen die halt.
Kannst du das ausführlicher darstellen?
Das Ungerechtigkeitsgefühl steigt, weil tatsächlich alles immer ungerechter wird.
Der Grund sind aber nicht Migranten, sondern dass die arm-reich Schere immer weiter aufgeht, die Infrastruktur vergammelt, während Geld für Steuergeschenke an Reiche immer da ist, man die Anzahl der Steuerprüfer immer weiter reduziert (wodurch Unternehmen Milliarden an Steuern “sparen”), sich der Finanzminister angebliche Investitionsquoten schön rechnet und wir gleichzeitig dringend nötige Investitionen unterlassen.
Es gibt keine Erbschafts- und keine Vermögenssteuer auf hohe Vermögen, aber die Mehrwertsteuer auf Gas musste wegen der Schuldenbremse wieder steigen (direkter Inflationstreiber).
Man erzählt uns was von Reallohnsteigerungen, die aber nur im Vergleich zum Vorjahr existieren, nachdem sie davor mehrere Jahre gefallen sind.
Den Mindestlohn auf ein tatsächlich existenzsicherndes Niveau anzuheben geht natürlich auch gar nicht, da gehen ja alle Unternehmen pleite. Dass man uns das schon bei der Einführung des Mindestlöhne erzählen wollte, was sich als grundfalsch herausgestellt hat, ist völlig egal, wir zitieren die gleichen Lügner weiter.
Die Energie- und Mobilitätswende, die richtig durchgezogen direkte Entlastungen für die Bevölkerung bedeuten würden (Strom aus Erneuerbaren ist viel günstiger als aus Gas) kommen nicht voran, weil sie an allen Ecken ausgebremst werden, damit sich die Fossilindustrie noch etwas die Taschen füllen kann. Währenddessen saufen schon wieder Landstriche ab, u.a. weil man am Hochwasserschutz gespart hat, und was von Pflichtversicherungen fantasiert (das wäre einfach nur ein riesiges Subventionsprogramm für private Versicherer). Überall wird am Gemeinwohl gespart und Geld in die Taschen weniger Privater umgeleitet.
Die Leute sind unzufrieden, weil sie dazu allen Grund haben. Sie ziehen aber daraus den Schluss, dass noch ärmere Menschen ihnen was wegnehmen, wobei es in Wahrheit weitaus wohlhabendere Menschen sind, die genau das tun. Aber es steigen die Umfragewerte der Parteien, die genau diesen Menschen noch mehr in die Taschen stecken werden, wenn man sie lässt.
Edit: Typo
Hut ab, richtig gut abgeliefert!
Exakt meine Position, geht aber nur bedingt auf den Punkt ein, den ich machen wollte: Den Leuten geht es schlecht, also sind sie noch sensibler für Ungerechtigkeitsempfinden. Es ist für viele einfacher, nach unten anstatt nach oben zu schauen, dass etablierte Parteien das Thema Extremismus nur sehr zaghaft, wenn überhaupt, angehen und ein Großteil der Bevölkerung das Gefühl hat, dass sie zusätzlich zur Schere zwischen arm und reich auch noch beim Thema Sicherheit von der Regierung alleine gelassen werden.