Heute gibt es Inhalte nur noch auf Walled-Garden Plattformen. Suchergebnisse bringen einen auf die immergleichen Seiten. Oder man landet in Keyword Honeypots. Früher (hust), da war das Internet noch echtes Neuland — da konnte man Neues entdecken. ICQ, IRC oder frühe Web2.0 Dienste wie StumbleUpon brachten einen in bislang unbekannte Webwelten.
Was vermisst ihr am Internet der frühen 2000er?
Früher, also vor 5 bis 10 Jahren, waren die Suchmaschinen besser, sie waren noch etwas mehr technisch orientiert. Jetzt sind sie auf den mainstream Benutzer runtergedummt. Ohne Anführungszeichen, Minus, Site:, Datum einschränken, clickbait & Werbeblocker und zusätzlichem Blacklisten von bekannten Null-Inhalt Seiten, findet man teilweise nicht mehr was man sucht. Dann macht Google ständig A/B Testing mit mir, was mich total abfuckt, wenn mal wieder die Ergebnisse absolut keinen Sinn ergeben.
Früher waren die Foren schon nervig und teilweise mühsam zu durchsuchen, dass hat für mich tatsächlich erst Reddit abgeschafft und weil Google es höher geranked hat.
Eigentlich eine Tragödie was mit Reddit passiert, denn es hat für mich das Internet in so vielen Punkten verbessert. Bevor Huffman das mit den API Änderungen gepusht hat, wollte ich groß in Reddit IPO einsteigen, weil es für mich die Zukunft des Social Media darstellt(e). Natürlich nicht für ewig, wie das so mit Internet Firmen ist, die nicht Facebook sind, aber zumindest solange Reddit noch stark wächst.
Produktreviews, Software und Techfragen, News, Meinungsbilder und Diskussion, dass sind alles Themen die durch Reddit verbessert wurden. Weil sie aktueller, schneller und übersichtlicher sind (abgesehen von der offiziellen Reddit Suche, die suckt).
Warum in einem linearen Forum herumärgern, wenn man sich zu einem Thema auch horizontal vertiefen kann und wer nicht wollte einfach einklappen. Warum auf unübersichtliche fake Amazon Reviews eingehen, wenn man auch Erfahrungsberichte von Nutzern lesen kann, die wiederum von allen anderen, jederzeit, kritisch bewertet werden können? Gleichzeitig wurde der Inhalt moderiert und jeder konnte einfach ein eigenes Subreddit erstellen, falls man eine neue Idee hatte, es neue Produkte gab oder einfach eine alternative wollte.
Durch gute Reddit Apps kann man super einfach von einem Thema zum anderen wechseln. Relay oder Boost, einfach toll mit einfachen Gesten zu navigieren. Lemmy hat da noch einen langen Weg vor sich, aber ich sehe Potential.
Ich vermisse an dem alten Internet eigentlich nicht so viel. IRC/ICQ ist jetzt Discord und anstatt GMX nutze ich Gmail. Eigentlich gut das wir uns von den Sozialen Netzwerken mit Name und Bild, mehr Richtung Anonymous entwickeln. Facebook nutzen immer weniger und das ist gut so. Es entfernt, zumindest für mich, die Ebene des Unwohlsein und Vergleichen. Es ist leichter Menschen zu ignorieren die man privat sowieso nicht kennt. Mein Nachbar mit Ferrari macht mich mehr neidisch als 1000 Sportwagenbesitzer im anonymen Internet.
Ich vermisse allerdings eine Zeit ohne Twitter, diese Seite bietet nur ein Portal für Spam, Hass und Fakenews. Vielleicht schenkt uns Musk ja zumindest den Untergang von Twitter. Oder Nachrichtenportale hören endlich auf den Kaffeesatz daraus zu saugen.
Ok genug geschrieben. Mir war gerade langweilig auf der Arbeit. Thx 4 reading.
Es ist so krass wie teils auch die Qualität abgenommen hat. Ich suche ganz spezifische Sachen im Internet, dafür nutze ich meistens noch Google. Was passiert? Mir wird nur Werbung reingeballert. Nehmen wir ein Beispiel: Ich suche Rücksacke, die etwas größer sind. Also gebe ich ein: “Tagesrücksäcke groß” oder so. Daraufhin sind die ersten 10 Ergebnisse einfach Müllseiten, danach kommen die SEO-Einträge. Früher gab es bei Google direkt beim 1. oder 2. Ergebnis was brauchbares. Danach musste man nur die Werbung überspringen. Jetzt muss ich schon auf die 3. oder 4. Seite gehen, für halbwegs brauchbare Links. Früher hat man immer gesagt, dass auf der 2. Seite nur unseriöse Sachen sind - es hat sich gedreht.
Und diesen Müll könnte ich auf fast jede Plattform anwenden. Es macht einfach keinen Spaß mehr. Hinzu kommt, dass ich jetzt auch überall noch mit Cookies vollgemüllt werde und anstatt Cookies einfach zu verbieten oder alles so zu lassen, hat man mir jetzt auch noch so Fenster aufgedrückt. Da muss ich erstmal eine Betriebsanleitung lesen, bis ich weiß wie ich überhaupt Cookies deaktiviere.
Soll ich noch über Youtube ablästern und die Einführung von Smart-TVs?
Was vermisst ihr am Internet der frühen 2000er?
Limewire, Bearshare und co - Kinofilme waren plötzlich Pornos und Pornos Viren. What a time.
Deswegen find ich self-hosting und das federated web so spannend. Hat das Potential das Web wieder zurück in User-Hand zu bringen.
Wenn eine Instanz was Dummes macht oder geblockt wird, dann sind der Content und die Accounts der User da drauf auch weg (bzw. getrennt vom Rest). Immerhin können alle andern weitermachen, als wäre nichts passiert.
Natuerlich koennen Instanzen und damit auch deren Inhalt verloren gehen, aber das Problem hatten wir schon immer. Der Unterschied im fediverse ist imho das Leute automatisch wissen wohin sie stattdessen gehen koennen, die einzelnen Communities finden viel schneller wieder zueinander. feddit macht dicht? dann sehen wir erstmal auf beehaw oder sonst wo wieder.
Soweit ich das verstanden habe sind nur die Originale weg. Sobald du aber mit Communities auf anderen Knoten interagierst legt ActivityPub eine Kopie auf deinem Heimatknoten an. Somit wäre der Content gesichert und könnte von neuen Communities weiter verlinkt werden - glaube ich
So habe ich es auch verstanden und ohne das Protokoll im Detail zu kennen gibts einen ziemlich deutlichen Hinweis dafür dass es so funktionieren muss: Wenn du auf die Frontpage gehst, müssten, wenn der Content nicht repliziert würde, alle anderen Instanzen kontaktiert werden, um deren aktive, neue, was auch immer Posts zu laden, das würde ewig dauern und wäre ineffizient; es macht also schon rein aus Performance-Sicht Sinn, den Content von anderen Instanzen zumindest lokal zwischenzuspeichern. Ob er permanent gespeichert wird oder mit einem Ablaufdatum versehen wird, zu dem dann der neue Content geholt wird ist wieder ein Detail das ich nicht kenne, aber wenn es so gemacht würde würden neue Posts aus anderen Instanzen nie sofort auftauchen, sondern immer mit etwas Verzögerung (z.B. im Durschnitt nach 5min wenn alle 10min der neue Stand geholt wird), was glaube ich rein von meinen Beobachtungen her nicht der Fall ist. Viel Gelaber um nichts, mein educated guess ist, der Content wird auf alle Instanzen gespiegelt.
Ich möchte euch für die rege Beteiligung an dieser aus Frust und Langeweile gestellten These/Frage danken. Hat Spaß gemacht die Anekdoten — und Tipps — zu lesen.
Mein Fazit: heute ist nicht alles schlecht, es braucht nur mehr Mühen und Willen. Mühen, die man früher auch hatte, dafür aber emotional mehr Ertrag als Content Spam erhielt.
Niemand hat einem versucht, unterschwellig etwas unterzujubeln (dark patterns, SEO optimierte Blogs, Influencer, Clickbait Artikel). Leute waren ehrlich und lieb zu einander (keine bots, keine echo chambers, kein RTFM oder LMGTFY).
Und Napster. Die Zeit der grenzenlosen Piraterie. Keine exklusiven Inhalte. Keine hundert Abos, die man für Taschenrechnerapps nun bezahlen soll.
RTFM gibt es doch, seitdem es Foren gibt. Tlw ja auch zu Recht.
Vergeben mich für mein deutsch, weil ich nicht meine muttersprache. Ich habe nicht so viel deutsch in die letzen funf jahre sprechen oder lesen. Aber ich finde, dass das internet freier war. Ich war ein kind damals. Ich wusste nicht, das reddit existiert. Ich habe in Foren gestörbert. Zentraliserung hat viele vorteile und nachteilie. Es is einfacher für alles in ein einziger ort bleiben. Aber es ist schweriger diesen ‘einziger ort’ zu verlassen. Für viele leute, wir sind allem gefangen. Ich misse die Freiheit mehr als Annehmlichkeit von Zentraliserung .
Das Problem des Walled-Garden. Warum woanders hingehen, wenn im Garten (bspw. Reddit) doch eh alles zu finden ist.
btw. dein Kommentar war ohne Probleme zu lesen und zu verstehen :)
Ergänzung: Reddit war nicht wirklich zu durchsuchen, man müsste es über Google durchsuchen :'D
Deren Suchfunktion war… keine Ahnung, keine Suchfunktion?
Man konnte mit ihr Dinge finden. Nur selten das, was man wirklich finden wollte.
Ist wie der Keller der Eltern. Den alten aufblasbaren Whirlpool findet man 5 Jahre später, aber die Picknickdecke ist und bleibt verschwunden. Und manchmal taucht Oma Perücke an verschiedenen Stellen auf.
Die Keyword honeypots gabs seit es google gibt (1998~) und da war das noch auf der Seite selbst im Text geschrieben und nicht nur in Descriptions und Keywords.
Was ich am damaligen Internet vermisse, ist das Familiäre. Foren waren wichtig, Link-Ringe waren um so wichtiger. ICQ/AIM sogar den MSN Messanger (UFO) waren tolle Hilfsmittel seine Freunde immer bei sich zu haben während man durch das Internet ritt. Alles war Community getrieben.
Ich bin schon länger im Internet unterwegs, aber kannst erklären, was Linkringe sind/waren? Das sagt mir gar nichts.
Ein Linkring, kann auch sein das ich ein falschen Begriff (web Ring?) benutze, war ein Verlinkung zwischen verschiedensten Homepages. Sprich ein Webmaster tauscht seinen Link mit einem anderen Webmaster wodurch ein Ring entstand. Eine Art Proto Netzwerk einer Community.
Das Warten, während das Elsa Microlink Modem sich quietschend mit der Vermittlungsstelle unterhielt und man dann mit schwitzigen Händen, immer einen Blick auf die Uhr gerichtet, erste Gehversuche mit Netscape Navigator im Internet machte. StumbleUpon fand ich damals auch sehr spannend, da war man dann aber schon über DSL im Internet.
Haha - ja geil! Irgendwann dann den web.de Smart Surfer installiert, damit man immer den besten Tarif der jeweiligen Uhrzeit rausfinden konnte. Ich bin jetzt gute 29 Jahre Online, kenne also noch ein Web ohne lästige Ads, ohne Videos, aber auch mit völliger Arnarchie. Altavista war meine erste Suchmachine und im IRC habe ich Stunden verbracht. Good ol’ Times…
Edith: Tippgicht
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Vielleicht steh ich mit meiner Meinung ziemlich alleine da aber es nervt mich sowas zu lesen.
Das internet, vom Konzept her, ist immer noch das selbe. Also sollte sich für Leute die das “alte” Internet wollen nichts geändert haben.
Ich empfinde die Aussage auch als widersprüchliche. Das alte Internet war gut weil man neue Sachen entdecken konnte und das neue ist schlecht weil man immer die selben Sachen nutzt? Versuch andere Dienste zu finden.
Alleine wieviele Suchmaschinen es gibt sollte genug zum entdecken geben. Und dann gibt dir jede Suchmaschinen eventuelle Möglichkeiten andere Sachen zu entdeckten. Ich sehe das Problem eher beim user.
Ich sehe das Problem eher in der Gemütlichkeit und es hat eine gewisse Ironie das Menschen die von sich behaupten gerne neues zu entdecken, sich darüber beschweren das sie Energie investieren müssen um neues zu entdecken.
Das Internet ist vom Konzept her natürlich das selbe. Aber es ist sehr viel stärker zentralisiert bzw. monopolisiert. Wo früher hunderttausende, unabhängig betriebene Foren waren, hast du heute Reddit. Zudem ist heute alles viel professionalisierter und kommerzialisierter. Früher war das Internet voll mit kleinen persönlichen Webseiten von Tripod, Geocities, etc. Die Atmosphäre ist schon eine ganz andere heute.